Die Projektierungsarbeiten zeigen spezifische Standortherausforderungen auf. Im Fokus steht die Notwendigkeit einer realistischen und machbaren Lösung.
Projektierungsstand und notwendige Standortanalyse
Seit der Vorselektion des Seebads als potenzieller Standort für eine Seewasserzentrale (s. News 3. April 2025) treibt das Planerteam die Projektierungsarbeiten (SIA Phase 3.1) konsequent voran. Das Ziel dieser Phase ist die Erstellung eines Vorprojektes auf Basis einer gemeinsamen Zentrale am Seebad und der Erschliessung eines ersten Perimeters (“Innenstadt”) mit einer Planungszuverlässigkeit von +/-15%.
Die bisherigen Arbeiten haben gezeigt, dass die Umsetzung eines grossen Seewärmenetzes in Romanshorn mit spezifischen Herausforderungen verbunden ist.
Zentrale Erkenntnisse der Detailanalyse
Die intensive Untersuchung des Standortes und der potenziellen Wirtschaftlichkeit hat vier wesentliche Punkte hervorgehoben:
- Spezifische Rahmenbedingungen in Romanshorn
Romanshorn verfügt über bestimmte Gegebenheiten, die einen grossflächigen Seewasser-Wärmeverbund verteuern und erschweren:
- Fehlende konstante Abwärmequellen: Es kann keine kostensenkende, konstante Abwärme aus Industrie (z.B. Chemie, Zement) oder Grossanlagen (z.B. Kehrichtverbrennung, Rechenzentren) eingebunden werden.
- Geringere Energiedichte: Die Siedlungsstruktur besteht aus einer Mischung von Niedrigbauten, Einfamilienhäusern und Grünflächen. Die relativ geringe Energiedichte führt zu höheren Kosten pro verlegtem Leitungsmeter.
- Anforderungen durch die Seelage: Der Wunsch nach möglichst unsichtbaren oder teilversenkten Bauten im sensiblen Seebereich erhöht die Bau- und Planungskosten.
- Geologische Herausforderungen: Der anspruchsvolle Baugrund (Molasse) im Untergrund belastet Planung und Ausführung.
- Fehlende Synergie mit Grossprojekten: Es fehlen grosse, zentrumsnahe Infrastrukturprojekte, die durch sowieso anfallende Tiefbauarbeiten eine Kostenteilung beim Bau der Leitungen ermöglichen würden.
- Lektionen aus anderen Projekten
Die aktuellen Entwicklungen bei Seewärmeprojekten in Gemeinden wie Arbon und Stäfa belegen, dass die Realisierung grosser Netze komplex ist. Projekte in Rorschach, Steinach oder Konstanz zeigen hingegen, dass eine Umsetzung bei entsprechender Konzeption möglich ist. Das Fazit bleibt: Es existiert kein universelles Erfolgsrezept. Jedes Vorhaben muss eigenständig konzipiert und so realisiert werden, dass es zu vertretbaren Konditionen marktfähig und finanzierbar ist.
- Realistischer Startperimeter notwendig
Die eingehenden Detailanalysen – einschliesslich der Auswertung von Daten einzelner Strassenzüge und Liegenschaften – haben gezeigt, dass “grösser bauen” nicht automatisch Grössenvorteile mit sich bringt. Ab einer bestimmten Ausdehnung steigen die Kosten pro Leitungsmeter tendenziell an.
Um die hohen Fixkosten für Seewasserfassung, Pumpzentrale und Quaggamuschelschutz überhaupt amortisieren zu können, kommt das Planerteam zur Erkenntnis, dass ein Seewasser-Wärmeverbund am wirtschaftlichsten im Bereich Seebadi bis Innenstadt starten müsste. Ein etappiertes Vorgehen oder das spätere Zusammenwachsen mehrerer kleinerer Zonen ist oft erfolgversprechender. Parallel dazu werden die Optionen in den Clustern Nord, West und Süd weiter analysiert.
- Sondierung von Kooperationsmöglichkeiten
Im Verlauf der Projektierung wurden Gespräche mit allen bekannten Bauträgern (u.a. Seehöfe, Wave-up, Altersheim, Stadthaus) gesucht. Ziel ist es, die Möglichkeiten einer technischen, baulichen, finanziellen und terminlichen Zusammenarbeit transparent auszuloten. Unabhängig vom jeweiligen Reifegrad der Einzelvorhaben wird jede potenzielle Option, sowohl innerhalb als auch ausserhalb des Startperimeters, weiterverfolgt.
Fazit und Ausblick
Die Projektierungsphase dient der unvoreingenommenen Überprüfung der Machbarkeit. Wir stellen uns den genannten Herausforderungen, um einen realistischen und nachhaltigen Weg zu definieren, falls ein Seewärmenetz realisiert werden kann.
Für Rückfragen oder weitere Informationen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.