Romatherm stellt Seewärme-Projekt ein

Der angestrebte Seewasser-Wärme­ver­bund Roman­shorn wird in näch­ster Zeit nicht real­isiert. Im Rahmen der Projek­tierungsar­beiten hat sich gezeigt, dass die Infra­struk­turkosten zu hoch wären, um ihn wirtschaftlich betreiben zu können. Die Seewär­menutzung ist damit aber nicht endgültig vom Tisch.

Der Bodensee hätte in Roman­shorn schon bald nach­haltige Heiz- und Kühlen­ergie liefern sollen. Im Juni 2024 hatte die Bevölkerung dem Projek­tierungskredit für einen Seewasser-Wärme­ver­bund mit grossem Mehr zuges­timmt. Nun entsch­ieden die Projek­tierungs­ge­sellschaft Romatherm und der Roman­shorner Stad­trat, dieses Seewärme­pro­jekt einzustellen. Der Grund ist, dass der Seewasser-Wärme­ver­bund Roman­shorn derzeit nicht wirtschaftlich betrieben werden kann.

Am Markt bestehen

«Dieses Ergebnis haben wir uns defin­itiv nicht gewün­scht. Es war aber von Anfang an klar, dass die Projek­tierung auch ein unbe­friedi­gendes Resultat ergeben kann», sagt der Roman­shorner Stadt­präsi­dent Roger Martin. Das Plan­erteam habe sich intensiv mit verschiedenen Möglichkeiten auseinan­derge­setzt. So seien sowohl ein Kalt­wasser- als auch ein Warmwasser­netz und sogar eine hybride Vari­ante geprüft und kalkuliert worden. Das Ergebnis sei leider immer dasselbe gewesen: Die Energieliefer­ungen wären im Vergleich zu alter­na­tiven Energielö­sungen derzeit schlicht zu teuer. «Die Nutzung von Seewärme ist aus Umwelt­per­spek­tive genial. Aber auch nach­haltige Energielö­sungen müssen am Markt bestehen, sonst werden sie nicht nachge­fragt. Und ohne eine gewisse Nach­frage lässt sich ein Seewasser-Wärme­ver­bund leider nicht wirtschaftlich betreiben», erklärt Roger Martin.

Teure Infra­struktur nötig

In Roman­shorn seien zwar gewisse Voraus­set­zungen für einen Seewasser-Wärme­ver­bund gegeben. Allerd­ings weise das Stadt­ge­biet auch einige Heraus­forderungen auf, sagt Roger Martin. So verfüge Roman­shorn über keine konstante Abwärme­quelle, wie beispiel­sweise eine Kehrichtver­bren­nungsan­lage, dank der ein Wärmenetz günstiger betrieben werden könnte. Sowohl die zu geringe erwartete Wärme­bezugs­dichte, die zöger­lich einge­gan­genen verbindlichen Kunden­zusagen als auch das ohnehin weit verzweigte Leitungsnetz führten zu höheren Kosten pro verlegtem Leitungsmeter. Das Leitungsnetz gehöre denn auch zu den grossen Kosten­treibern eines Seewasser-Wärmenetzes.

Erken­nt­nisse nutzen

Roger Martin sagt, dass ein Projek­tierungskredit für eine erweit­erte Mach­barkeitsstudie immer auch das Risiko eines nega­tiven Ergeb­nisses bein­halte. Vom Kosten­dach von zwei Millionen Franken sei im Rahmen der Projek­tierungsar­beiten deut­lich weniger Geld ausgegeben worden. Es werde nun ein Schluss­bericht mit einer Abrech­nung erstellt, der aber nicht vor Ende Januar zu erwarten sei. Martin betont aber auch: «Wir beenden nur dieses Projekt, aber es ist klar, dass Seewasser aus dem Bodensee für Kühl- und Wärmezwecke ein Thema bleiben wird.» Wenn sich die Rahmenbe­din­gungen ändern sollten – beispiel­sweise im Zuge des tech­nol­o­gis­chen Fortschritts –, könnten die erar­beit­eten Grund­lagen und Erken­nt­nisse genutzt werden, ist Romatherm-Geschäfts­führer Nikos Karathanasis überzeugt. Darüber hinaus sei auch denkbar, dass ein externer Investor die Idee eines Seewasser-Wärme­ver­bunds aufnehme und die Stadt Roman­shorn die gewonnenen Erken­nt­nisse veräussern könne. Man halte Augen und Ohren offen, um Chancen zu ergreifen.

Regio­therm bleibt weiter engagiert

Die Romatherm AG wurde als Projek­tierungs­ge­sellschaft für das Seewasser­wärme-Projekt gegründet und steht voll­ständig unter Kontrolle der Stadt Roman­shorn. Mit Beendi­gung des Projekts konzen­triert sich die Regio­therm AG als Mutterge­sellschaft von Romatherm und führende regionale Wärme­di­en­stleis­terin auf ihre Kernkom­pe­tenzen: die Entwick­lung und den Betrieb nach­haltiger Wärmelö­sungen für die Region. Die Regio­therm AG bleibt damit ein tragender Pfeiler der regionalen Energiev­er­sorgung. Als zuver­läs­sige Part­nerin nutzt sie ihr langjähriges Know-how und ihre tech­nische Exper­tise, um nach­haltige Energielö­sungen kontinuier­lich weit­erzuen­twickeln – ein Angebot, das weit über das nicht real­isierte Seewasser­pro­jekt hinaus­geht.